Am Niederrhein lässt sich beobachten, wie wir von OGE logistisch und organisatorisch bei einem Großprojekt vorgehen. Wir sprachen mit Verantwortlichen vor Ort über typische und außergewöhnliche Herausforderungen des Baustellenalltags. Und wir erfuhren, welch große Rolle die Kommunikation bei all dem spielt.
Alltag auf der Baustelle
Viele Worte, noch mehr Taten.
Das Leben ist eine Baustelle, heißt ein deutscher Kinofilm. Wir bei OGE sehen das in unserem Projektalltag genau andersrum: Eine Baustelle ist das Leben!
Voller Pläne, Ziele und Wünsche. Aber auch voller Überraschungen und Unwägbarkeiten. Auf Großbaustellen wie Zeelink kann man das pralle Leben dabei beobachten: wie es sich entwickelt, mit seinen Aufgaben wächst, mal stolpert, wieder aufsteht und mit Ehrgeiz, Know-how und Teamwork Ziele erreicht. Bauen bedeutet baggern, bohren, machen.
Ohne viel Blabla. Und dennoch wächst eine Pipeline ohne ständige Kommunikation um keinen Meter.
Bei der Planung reden alle mit.
216 Kilometer Strecke mit mehr als 1.000 Kilometern Leitungsvarianten: Das war der Stand von Zeelink im Raumordnungsverfahren. Dazu wurden Pressemitteilungen veröffentlicht und alle Stakeholder informiert: unter anderem alle Bürgermeister, Landräte und Gemeinden entlang der geplanten Trasse. Dazu gehörten auch acht so genannte Dialogmärkte in wichtigen Ortschaften, wo wir das Projekt vorgestellt haben und jeder interessierte Anwohner und Grundstückseigentümer Fragen stellen konnte. Weitere 16 Dialogmärkte organisierten wir während des Planfeststellungsverfahrens.
Bei jedem Dialogmarkt waren 15 bis 20 Kolleginnen und Kollegen dabei und referierten über Liegenschaftsrecht, Umweltschutz, Trassenplanung, Sicherheit und Bauphasen. Wir zeigten den Grundstückseigentümern die Pläne — und erhielten viele wertvolle Hinweise, die uns bei der konkreten Trassenplanung weiterhalfen.
Eine Art
Familienunternehmen
Am Bau einer Pipeline sind permanent zehn Gewerke gleichzeitig beteiligt. Meter für Meter bewegt sich die Baustelle vorwärts. Etwa 350 Meter am Tag. Die Planung ist immer drei bis sieben Tage voraus. Solch eine komplexe Baustelle funktioniert nicht mit Egoisten, hier ist gute Zusammenarbeit aller Gewerke gefragt. So sind bei uns nicht nur die Pipeline-Segmente verschweißt. Wir bilden auf der Baustelle ein eingeschweißtes Team. Eine kleine Familie erfahrener Kolleginnen und Kollegen, die sich blind aufeinander verlassen können.
Wir unterstützen uns, blicken über unsere Kernaufgaben hinaus und achten gegenseitig darauf, dass wir alle einen guten Job machen. Bei 50 Maschinen vor Ort fällt im Durchschnitt täglich eine aus. Im Team können wir solche Probleme immer schnell lösen. So arbeiten wir von Hell bis Dunkel. Und auch mal länger, wenn zum Beispiel Arbeiten an offengelegten Gasleitungen abgeschlossen werden müssen. Manchmal gehen wir danach abends zusammen noch etwas essen und rekapitulieren den vergangenen Tag.
Das ABC des Bodenaushubs
Um eine Pipeline zu verlegen, muss vorher Boden entnommen werden. Dabei legt aber nicht einfach ein Bagger los und gräbt Löcher. Der Umgang mit den Bodenschichten muss in Wochenberichten mit Fotos dokumentiert und der Behörde erläutert werden. Am Ende der Bauzeit muss an der Oberfläche alles aussehen und wachsen wie vorher.
Die bodenkundliche Baubegleitung gibt Hinweise, wo empfindliche Böden sind, auf denen keine tonnenschweren Bagger stehen dürfen. Sie ordnet auch mal einen Stopp bei den Aushubarbeiten an, wenn nach starken Regenfällen der Boden zu viel Feuchtigkeit enthält. In solchen Fällen sucht sie häufig den direkten Austausch mit den Baggerführern vor Ort, um pragmatische Lösungen zu erreichen.
Besonderes Augenmerk liegt auf dem Mutterboden. Der muss sauber ausgehoben und gesichert werden. Dann wird er begrünt, damit das Bodenleben erhalten bleibt und nichts davon verweht. Hier wird, wenn möglich, sogar eine bienenintensive Mischung eingesät, um einen ökologischen Mehrwert zu haben.
Solche Entscheidungen werden in Abstimmung mit der ökologischen Baubegleitung gefällt.
Fledermaus zu Haus — erstmal abwarten
Ganz am Anfang, noch vor eigentlichem Baustart, schaut sich unsere ökologische Baubegleitung den Baumbestand an der Trasse an. Natürlich in Abstimmung mit Behörden und Grundbesitzern. Jeder einzelne Baum, der gefällt werden muss, wird unter die Lupe genommen. Werden verlassene Höhlen von Spechten oder Fledermäusen in den Bäumen entdeckt, verschließen wir sie. Sind die Höhlen noch in Benutzung, kann der Baum erstmal nicht gefällt werden. Da müssen wir abwarten, bis die Tiere die Höhle verlassen haben. Wir hängen auch Nistkästen auf, damit die Fledermäuse oder Vogelarten eine Alternative zur Baumbehausung haben.
Während der Baumaßnahme gehört es auch zu den Aufgaben der ökologischen Baubegleitung, tierischen Besuchern Umleitungen zu bieten und Fluchtwege aus Baugruben.
Nachdem die Pipeline verlegt und der Boden wieder aufgetragen wurde, überwacht er die Aufforstung und Wiederanpflanzung. Denn wo ursprünglich Gehölz war, muss es auch wieder hin.
Sicherheit auf höchstem Niveau.
In der Gefährdungsbeurteilung wird jedes Gewerk, jeder wesentliche Arbeitsschritt bewertet und nach diesen Regeln dann auch gearbeitet. Bauleiter, Poliere, Kolonnenführer — alle stimmen sich immer wieder ab und besprechen alle kritischen Punkte.
Unser Sicherheitsbeauftragter entwickelt bereits in der Planungsphase eine standardisierte Meldekette, die sofort und automatisch funktioniert, um notfalls kritische Situationen schnell zu entschärfen. Natürlich hat er dabei alle Beteiligten im Blick, aber besonders im Fokus stehen Situationen, in denen Außenstehende gefährdet werden können. Das geht bis hin zur Säuberung von Straßen, die unsere Baufahrzeuge überquert haben. Da müssen zum Beispiel Rückstände von Schlamm und Schotter beseitigt werden, um Gefährdungen von Außenstehenden zu vermeiden.
Dazu gehören auch Lösungen für alltägliche Kommunikation — besonders, da die einzelnen Teams international besetzt sind und oft keine gemeinsame Sprache sprechen. Wie also sagt man zum Beispiel „Vorsicht!“? Dafür werden bestimmte allgemeinverständliche Begriffe und Handzeichen verabredet.
Unser wichtigstes Werkzeug: Sprache
Wenn es einen roten Faden gibt, der sich vom ersten Tag der Antragsstellung, über die Planung bis zur Realisierung auf der Baustelle durchzieht, dann ist es die Kommunikation. An jeder Stelle des Projektes, in jedem Moment sprechen Menschen miteinander. Das erstreckt sich von der Staatskanzlei und dem Umweltministerium bis zum Baggerführer, dem beispielsweise genau empfohlen wird, wie viele Zentimeter der zweiten Bodenschicht er mit dem Mutterboden zusammen abtragen sollte. Mit Behörden, Anwohnern, Landwirten, Kommunalpolitikern und natürlich mit den ganzen Beteiligten der Baugewerke funktioniert die Zusammenarbeit nur über eine gute Kommunikation.