Mit Hoch­druck für die Versorgungs­sicherheit:
die Wilhelms­havener Anbindungs­leitung (WAL)

Es ist vollbracht! Etwas mehr als neun Monate nach dem Start des Projekts geht die Wilhelms­havener Anbindungs­leitung, kurz WAL genannt, dieser Tage in Betrieb. Zu­nächst wird an die WAL ein schwim­mendes LNG-Terminal, eine so­ge­nannte Floating Storage and Re­gasifi­cation Unit (FSRU), an­ge­schlossen. Im Herbst 2023 folgt dann eine weitere FSRU. Die WAL wird also zunächst 50 Terra­watt­stunden (TWh) Gas pro Jahr und ab Ende 2023 sogar 100 TWh trans­portieren. Das ent­spricht etwa 10 % bzw. 20 % der Mengen, die wir bisher aus Russ­land bezogen haben und damit dem Jahres­verbrauch von rund 5 Millionen Haus­halten. Die schnelle Abkehr von russischen Erd­gas­lieferungen unter Bei­be­hal­tung der sicheren Energie­ver­sorgung in Deutsch­land und Europa ist ein kom­pli­zier­tes Puzzle, in das wir mit der WAL ein weiteres Puzzle­stück ein­ge­fügt haben. Darüber hinaus leistet die WAL auch einen Beitrag zur Energie­wende. Die Leitung ist H2-ready und kann künftig auch Wasser­stoff transportieren.

In dieser Ausgabe des OGE-Politik­briefs möchten wir Ihnen die WAL näher vor­stellen, wichtige Meilen­steine des Projekts her­vor­heben und einen Aus­blick auf zukünftige Ent­wicklungen geben. Denn OGE wird auch nach Fertig­stellung der WAL weiter daran arbeiten, den Um­bau unseres Energie­systems voran­zutreiben.

Ein
Rohrstück:
18 m Länge
9 t Gewicht
1000 mm Durchmesser

Angriff auf die Ukraine schafft neue Realität

Als am 24. Februar 2022 der russische Angriffskrieg auf die Ukraine begann, wurde in Mitteleuropa eines sehr schnell deutlich: Ein verlässlicher Partner wird dieses Russland nicht mehr sein. Aus dieser Erkenntnis folgte eine weitere Wahrheit. Die Abhängigkeit Deutschlands von russischen Energielieferungen war zu groß, und unsere Energieversorgung, vor allem mit Erdgas, musste zügig breiter aufgestellt werden. Eine Alternative hierfür kann flüssiges Erdgas (LNG) sein, das aus vielen Teilen der Erde per Schiff zu uns kommen kann. Doch Deutschland verfügte Anfang des Jahres 2022 noch nicht über die nötige Infrastruktur, um LNG zu importieren.

Ab Anfang März wurde deshalb an unterschiedlichen Standorten nach Möglichkeiten für den Import von LNG gesucht. Schnell fiel der Blick auf Wilhelmshaven. Deutschlands einziger Tiefseehafen bietet beste Voraussetzungen für die Anlandung von LNG über FSRUs, also schwimmende LNG-Terminals. Um das Gas im Anschluss auch in Deutschland weiterverteilen zu können, brauchte es darüber hinaus eine Erdgasleitung von der Küste in das Landesinnere und damit zu den deutschen Industriekunden und in die Häuser des Landes. So wurde die WAL geboren, und ab Mitte März begann die Umsetzung.

Am Bau beteiligte
Maschinen (ca.):
250
Am Bau beteiligte
Personen (ca.):
750

Der Trassenverlauf der WAL im Überblick

Die WAL — das sind 26 Kilometer Rohrleitung vom Voslapper Groden im Norden Wilhelmshavens durch die Landkreise Friesland und Wittmund bis nach Etzel, wo sich die Leitung an das deutsche Gasnetz anschließt. Das Besondere an der WAL ist jedoch vor allem die Geschwindigkeit, mit der die Leitung geplant, errichtet und in Betrieb genommen wurde. OGE hat die Herausforderung angenommen und die WAL in neun Monaten statt in mehreren Jahren errichtet. Eine neue Deutschland-Geschwindigkeit, die Vorbild für viele weitere Maßnahmen sein sollte, um unsere Energieversorgung zu sichern und die Klimaziele erreichbar zu machen. Durch die unermüdliche Arbeit von Politik, Behörden und Unternehmen ist aus der WAL ein echtes Mutmacherprojekt in schwierigen Zeiten geworden.

Die WAL: die wichtigsten Meilensteine, Zahlen, Daten & Fakten

Die Entwicklung der WAL lief in zwei Phasen: Zunächst durchlief das Projekt mit der Projektplanung sowie den Genehmigungsprozessen im Frühjahr und Sommer die erste Phase, im Anschluss startete die zweite Phase in den Herbstmonaten mit den Bauarbeiten. Natürlich gilt es in so einem Projekt, viele Einzelschritte zu meistern, zum Beispiel die Erstellung sogenannter Planfeststellungsunterlagen oder auch die Beschaffung aller notwendigen Materialien.

Insgesamt
verwendetes
Rohrmaterial:
1500 Rohrstücke
13.500 t Gesamtgewicht

Die WAL im Zeitverlauf:

Start im März, Inbetriebnahme im Dezember

<
>

März

Projektstart
Entwurfsplanung
Ausführungsplanung
Beschaffung
Rechtserwerb
Kampfmittelsondierung
und Archäologie
Behördenengineering und
Öffentlichkeitsbeteiligung

April

Mai

Planfeststellungsverfahren

Juni

Zulassung zum vorzeitigen Baubeginn
Bauvorbereitende Maßnahmen

Juli

Errichtung einer GDRM-Anlage
Erste Rohranlieferung

August

Baustart
Rohrleitungsbau

September

Rekultivierung, Restarbeiten

Oktober

November

Dezember

Abschluss Inbetriebnahme
Begasung

Nur der Einsatz vieler Menschen macht die WAL möglich

Neben den hohen Anforderungen an Planung und Material war von Beginn an vor allem eines deutlich: für einen erfolgreichen Projektverlauf war eine gute Zusammenarbeit zwischen Politik, Behörden, Bürgern vor Ort und Unternehmen unerlässlich. Ohne die vielen Personen, die die WAL in ihrer Entstehung unterstützt, begleitet und vorangetrieben haben, hätte es nicht funktioniert. Dafür möchten wir uns als OGE bedanken: bei allen Vertreterinnen und Vertretern der Bundes- und Landesregierung sowie der involvierten Behörden, bei den zahlreichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unser Partnerunternehmen, bei den Bewohnern und Eigentümern vor Ort, die Verständnis für die Notwendigkeit der schnellen Baumaßnahme hatten, und natürlich auch bei allen OGE- Kolleginnen und -Kollegen. Nur gemeinsam ist dieser Erfolg möglich geworden.

Ca. verwendet 230.000 t Sand
für 23 km Baustraßen

Fertig gebaut, und nun?

Am Anfang dieses Politikbriefs sprachen wir von einem Puzzlestück, welches die Unabhängigkeit von Russland erhöht und unsere Energieversorgung sicherer macht. Das ist der Beitrag, den die WAL ab sofort leistet. Per Definition ist ein Puzzlestück jedoch eines von Vielen und OGE möchte weitere Beiträge leisten. Deshalb werden wir auch in den kommenden Jahren in neuen Projekten weiterarbeiten: Dabei liegt der Fokus immer auf zwei Aspekten.

1. Kurzfristig ist die Sicherstellung unserer Erdgasversorgung zentral.

Im Jahr 2023 errichten wir zunächst eine etwa zwei Kilometer lange Erweiterung der WAL, um ein zusätzliches FSRU an der friesischen Nordseeküste anzuschließen. Damit steigt die jährliche Kapazität der WAL von 5 auf 10 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr.

2. Damit wir unsere gemeinsam gesteckten Klimaziele erreichen, brauchen wir den Hochlauf von Wasserstoff – jetzt.

Wir müssen konventionelle Energieträger sukzessive durch grüne ersetzen. Im Bereich der Molekül-basierten Energiequellen ist dafür Wasserstoff der Schlüssel. Um Wasserstoff in unserer Energieversorgung zu etablieren, möchte OGE ein Wasserstoff-Netz aufbauen. Die Planungen hierfür laufen auf Hochtouren, zum Beispiel in unseren Projekten H2erkules und GetH2. In den nächsten Jahren werden bestehende Erdgasleitungen dafür auf Wasserstoff umgestellt und auch neue für Wasserstoff-Pipelines errichtet. Für diese Vorhaben fehlen jedoch heute die politischen Rahmenbedingungen. Sie müssen in den kommenden Monaten zügig geschaffen werden, damit der Wasserstoff-Hochlauf beginnen kann und wir die bis 2030 gesteckten Ziele erreichen können. Nur mit kurzfristigen Entscheidungen können wir den Wasserstoff-Hochlauf rechtzeitig schaffen.

Wir sind zuversichtlich, dass wir dabei auf den Erfolg der Wilhelmshavener Anbindungsleitung aufbauen können und weitere wichtige Puzzlestücke für ein sicheres, klimaneutrales Energiesystem beitragen können. Sie können auf uns bauen, heute und im Energiemix der Zukunft!

ein Team
eine WAL